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Japan im Campervan: Eine Herausforderung mit Berg- und Talfahrten

Nun haben wir vor genau neun Tagen unseren Campervan übernommen und fahren seit da wie Abenteurer durch das Land der untergehenden Sonne.

 

Der Campervan, der für fünf zugelassen ist, ein Mazda Bongo, ist äusserst, nennen wir es kompakt. Manchmal, in der Nacht, wenn es zu kalt ist um oben im ausgefahrenen Dach zu schlafen, finden wir es auch einfach eng. Gemietet haben wir den Camper bei der äusserst empfehlenswerten Firma japancampers.com. Bei Ihnen konnten wir auch bereits im Vorfeld die administrativ aufwendigen Übersetzungen der Führerscheine und andere Anliegen anbringen.

So sind wir also am 28. März in unsere letzte Etappe dieser vielseitigen Reise gestartet: Japan im Campervan. Das Herz der Erkunder, das wohl nicht zuletzt meinen Grossvater Max bereits auf Abenteuerfahrten sandte, pochte freudig, als wir nach langem und ausführlichem Briefing in Narita endlich starten durften. Etwas konzentriert muss der Löffelmann schon sein, den Tokio im Linksverkehr ist nicht eben ohne. 

Nun, das Herz der Erkunder blieb vorläufig konsterniert zurück. Denn da gibt es herzlich wenig Neues und Spannendes zu entdecken in Japan. Im Ballungsraum um Tokio ist erstmals alles zusammengewachsene Grossstadt. Hochhäuser, Strassen, Malls, Brücken… Betonwüste soweit das Auge reicht. In Meeresnähe weichen die Wolkenkratzer und schier endlose Industriegebiete nehmen den Platz grossspurig ein. Im Grossen und Ganzen sieht alles aus wie in Europa oder Amerika. Vielleicht gar noch etwas grauer, denn die Japaner pflanzen ungehindert riesige Betonpflöcke in schöne Gegenden und bezüglich Industrie und Hafen scheint die Verbauung uferlos.

Die erste Woche hatten wir wunderschönes, warmes Frühlingswetter und durften Eindrücken wie im japanischen Bilderbuch geniessen. Der Mount Fuji im Abenddunkel, Tempel, Burgen und Schreine in Sakura, gerahmt von Frühlingssonne und den hier hochverehrten Kirschblüten. Wunderschöne japanische Pärke mit den ebenfalls hochverehrten zahmen Rehe zum füttern und streicheln. Wunderschön!

Im Kleinen gibt es dann auch  sehr viel zu entdecken und zu lernen. So beispielsweise die grossartigen Toilettenanlagen hier in Japan. Da können sich alle Länder, gar die Schweiz, noch eine dicke, fette Scheibe Vorbild abschneiden. Das sind noch glanzvolle stille Örtchen! 😊 Blitzblank und oft mit Klosomat (und vorgewärmten Brillen. Gleich daneben übrigens Damenpissoirs :) ). Tolle Convenience Stores mit einer Riesenauswahl an Bentoboxen und Sushis. Japaner, die freundlich auf einen einschwatzen, obwohl ganz klar ist, dass wir nichts verstehen und nur ab und zu höflich lächelnd nicken. Von der Mentalität her sind die Japaner uns Schweizer wohl ganz ähnlich. Sie wirken eher etwas zurückhaltend und verhalten, gelten aber pflichtbewusst, höflich und sehr arbeitsam. Auch in Japan fungieren Solstarmar als Türöffner und so führen wir manche mit Händen und Füssen gemalte und viel Lachen flankierte Kurzinteraktion. Dabei bleibt es aber, denn englisch sprechen sie kaum, die Japaner.

 

Wir hatten keine fixe Route. Wir hatten eine Vorstellung, was wir sehen wollten, aber vor allem wollten wir uns flexibel nach dem Wetter richten und die Freiheit geniessen, genau da zu bleiben, wo es uns gefällt. Denn in Japan darf man auf den Parkplätzen kostenlos stehen. Speziell ausgewiesene Raststätten heissen Michi-no-eki, und garantieren den Besuchern gratis eine (äusserst) saubere Toilette und Getränkeautomaten. 

Die erste Nacht verbrachten wir aus zeitlichen Gründen ziemlich unromantisch auf einem dieser Michi-no-eki Strassenrastplatz. «Das kann es ja nicht sein!» Dachten wir und fingen an, uns nach dem Wasser zu orientieren. Von nun an standen wir, wenn irgendmöglich, entweder direkt am Meer oder aber an einem See. Auf diese Weise führte uns unser Küstenweg auf der grossen Hauptinsel Honshu über Kamakura und Endoshima nach Lake Ashi in Hakone mit Odawara und die Izu Peninsula. Von da über Hamamatsu und dessen tollen Sanddünen nach Iga mit dem Ninjamuseum und Nara mit dem Daibutsu (grosser Buddha) und den Rehen. Seit gestern sind wir nun auf Awaji (wo 1995 und 2011 grosse Erdbeben waren, ein entsprechendes Museum haben wir heute besucht) und morgen wollen wir auf die viertgrösste japanische Insel Shikoku übersetzen.

Für Solstarmar ist der Camper natürlich das Abenteuer schlechtweg! Jeden Tag warten sie sehnsüchtig darauf, dass wir endlich stehen und sie das Dach ausfahren können. Dann klettern sie glücklich rauf und spielen dort oben Kissenburg bauen, verstecken oder Ninjas… 

Und für die Grossen? Ja, die Grossen schweben mit dem Camper durch Berg- und Talgefühle. 😊 Mal finden wir es grossartig, so "off the beaten tracks" unseren eigenen Weg in diesem Japan zu suchen und wunderschöne, einsame Stellplätze direkt am Meer zu entdecken. Und geniessen diese Freiheit! Dann sind wir ziemlich stolz, wie wir das zu fünft auf den gefühlten 2 m2 erfolgreich und inzwischen sehr effizient managen. Immer wieder sind wir aber auch beengt und möchten nicht nur im Auto sitzen und fahren. Und Zeit für einem selbst oder auch für das Paar bleibt einem so on the road gar keine. Ab Samstag soll es dazu noch fies kalt werden und dann sind wir gar etwas ratlos. Was bitte sollen wir mit unseren drei Flöhen bei Regen und Kälte den ganzen Tag im Campervan machen?

 

Ein paar coole Schlechtwetteroptionen haben wir schon entdeckt. So das private Onsen baden. Onsen sind natürliche heisse Quellen, die in Japan aufgrund der hohen seismographischen Aktivität äusserst häufig vorkommen. Im Onsen herrschen klare und strikte Regeln. So ist man nackt, ruhig und die Geschlechter getrennt. Da wir mit unserer lautstarken Jungschaft nicht einfach so einfahren wollen, haben wir uns alle zwei Tage ein privates Onsenbad gegönnt. Und Solstarmar finden auch das grossartig. Wie schon in Pai hat auch hier die heisse Quelle eine beruhigende Wirkung (und das ist einfach wertvoll! :)) und nebenbei können wir uns so auch regelmässig umfassend säubern! 😊

 

Alles entscheidend bleibt aber wohl das Wetter: So lange es wunderbar warm und frühlingshaft ist, ist alles im Lot. Nur, wenn es kalt und nass wird....?! Wie wir konkret die Kaltfront im Camper meistern, erzählen wir dann wohl im nächsten Bericht!

 

 

Für alle Interessierten: Diese zwei super Reiseblogseiten von Familien mit Kids unterwegs in Japan haben uns sehr geholfen:

https://www.weltwunderer.de/japan

http://www.travelisto.net/japan-mit-kindern

 

 

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