Ballermann und Weltkultur in einem Satz, eigentlich gleich nebeneinander? Doch ja, das geht! In Siem Reap.
Auch hier, als erstes beim Ankommen, das Gefühl totaler Erschlagenheit. Laut, dunstig, wuselig präsentiert sich dieses Tor zur best erhaltenen Kulturstätte Südostasiens. Die Tempel von Angkor Wat.
Rund 10‘000 Touristen täglich besuchen diese Ruinen im Durchschnitt. Gut verständlich, dass dieses Volumen eine touristische Infrastruktur der Sonderklasse in Gang setzt, in dieser Stadt im Nordwesten Kambodschas. Gipfeln tut dieser Boum in einer Pubstreet, in welcher sich schrill leuchtende Restaurants, Shops, Massagesalons und Bars auf engem Raum drängen und um die Gunst all der flanierenden Touristen werben. Ballermann halt!🙈
Bemerkung am Rand: Unschönes Detail dieser ganzen Kulturproduktion: Die doch fulminanten Einnahmen (satte 37 USD/ pP, also ca. 37’000 USD täglich) fließen zu 100% an einen privaten Ölkonzern, welcher das Land seit 1999 gepachtet hat.
Wir haben uns vorgenommen, die Tempel kindsgerecht (und daher eher exklusiv) in unserem Tempo zu bestaunen. Hierzu haben wir uns Fahrräder und einen Guide gebucht, der uns “off the beaten Tracks” auf menschenleeren Wegen zu den wichtigen Tempeln geführt hat. Es ist wirklich erstaunlich, wie gut sich die Massen umfahren lassen, wenn man dies wünscht.
Erhaben sind sie diese berühmten Ruinen. Unendliche Tonnen Stein, die da zu wortwörtlich kolossalen Tempeln gefügt wurden. Als Verzierungen sind oft die wichtigen mythologischen Geschichten der Khmer, viele (natürlich gewonnene) Kriege dieses gigantischen Königreiches mit all ihren Nachbarn. Das die Tempel heute oft eingebrochen oder beschädigt sind, haben aber gar nicht nur die heute bekannten Bösewichte (etwa Eroberer oder auch die roten Khmer), sondern auch die eigenen Könige zu verantworten. Mit jeder Machtübernahme wurde diese riesige Tempellandschaft also teilweise bewusst zerstört, verändert, umgebaut, erweitert, ganz nach Gusto der Mächtigen. Dennoch, auch wenn viel zusammengefallen ist, diese uralten Mauern bergen eindrückliche Geschichte, Kultur, sind mystisch und strahlen eine unglaubliche Kraft und Erhabenheit aus.
Berührend und wirklich authentisch dann unser Besuch der Floating Villages. Wie ein Mahnmal der Pfahlbauerzeit prangen diese immensen Stelzenbauten in der Trockenzeit in der Landschaft, und verdeutlichen eindrücklich, dass der See Tonle Sap schon bald wieder mehrere Meter steigen wird und die staubigen Strassen nur noch Wasserwege sind.
Die Menschen und vor allem Kinder sind so echt und unvoreingenommen, dass einem das Herz aufgeht. Welch schöner Abschluss für Kambodscha!
Kommentar schreiben
Bruno und Trudi Heller (Donnerstag, 22 Februar 2018 17:47)
Hoi zäme, Kompliment für die wunderschönen Bilder, speziell interessierten mich die Kommentare. Eure Reportage erinnert mich (Bruno) an die Weltreise 1969 mit den Destinationen Iran, Indien, Kambodsche, Thailand, Formosa, Japan, Hawaii, San Francisco und New York.
Liebi Grüessli vo Bruno u Trudi
bruno.heller@quick-line.ch